Materialkunde

Wissenswertes über Leder

Lederarten und Lederherstellung

So viele Lederarten es gibt, so viele Gerbweisen gibt es auch. In Kombination mit Zurichtung und Färbung eröffnet sich dem Gestalter so ein schier endloses Repertoire an Möglichkeiten. Bei uns kommt Leder aus Pflanzengegerbung, chromfreier Gerbung, Sämischgerbung und mineralischer Gerbung zum Einsatz.

Von allen Gerbarten ist die Chromgerbung (auch „Mineralische Gerbung“) in den vergangenen Jahren etwas in Verruf geraten. Dies nicht ganz zu Unrecht, denn vielerorts wird sie unzureichend angewandt und verarbeitet. Auch zeigen manche Menschen im Kontakt mit den dabei entstandenen Ledern Unverträglichkeiten.

Dennoch sind unsere Erfahrungen mit der Chromgerbung ausschließlich gut. Eine Studie des Freiberger Forschungsinstituts für Leder- und Kunstledertechnologie stellt der Chromgerbung unter anderem in den Kriterien Haltbarkeit, Farbechtheit, Weichheit, Gerbmitteleinsatz und Wasserbrauch ein vergleichsweise positives Zeugnis aus. Also: Wenn es ein Kleidungsstück erfordert, verwenden auch wir chromgegerbte Leder.
Sehr detailreiche weiterführende Informationen finden Sie im Internetlexikon lederpedia.de.


Rindleder

Der Allrounder: Von der brettharten Schuhsohle bis zum samtweich-leichten Nubuk – Rindleder kann einfach alles. Bei uns findet es Einsatz in Hosen und Jacken sowie als Verstärkung und Einfassmaterial von Accessoires. Aufgrund ihrer immensen Abmessungen gewähren Rindleder besondere gestalterische Freiheiten, denn sie erlauben wunderbar große Zuschnitte. Auch unser voluminösester Artikel, die Turnmatte aus Vachette-Leder, ist aus extra großen Bullenhäuten gearbeitet. Für den wahrhaft gigantischen Zuschnitt von 208 mal 126 Zentimetern müssen allerdings jede Menge Häute durchgesehen werden, bis wieder einmal eine passende dabei ist.

Roßnappa

Für die kurze, glatte Lederjacke ist Rossnappa die erste Wahl – egal ob in Schwarz oder Dunkelbraun. Das Pferdeleder in Stärken von 0,8 bis 1,1 Millimetern ist auch für die nicht ganz so harten Mädels und Burschen bequem zu tragen. Dennoch weist es die für diese Lederart so typische Standigkeit auf. Die Leder werden anilin zugerichtet und gebügelt. Auf diese Weise bleiben die Poren offen. Mit der Zeit entwickelt das Rossnappa seine so beliebte Patina.


Stichwort: anilin. Früher wurde Leder noch mit Farben auf Anilinbasis behandelt. Solche Farbstoffe finden heute keine Verwendung mehr. Der Begriff „anilin“ für naturbelassende Leder, auf denen noch die Oberfläche der Haut zu erkennen ist, hat sich als Bezeichnung jedoch erhalten.

Sämischgegerbtes Hirschleder

Unser Hirschleder kommt zumeist von der Traditionsgerberei Kolesch in Biberach: ein unvergleichliches Leder, hergestellt nach altsämischer Weise. Diese Art der Gerbung ist ein echter Knochenjob. Wer sich darüber eingehender informieren möchte, sollte sich bei Gelegenheit unbedingt die Biberacher Gerbermühle ansehen – ein wirklich lohnender Besuch.

Die wolligen, weichen Eigenschaften des altsämisch produzierten Hirschleders sorgen auf der Haut für ein einzigartig angenehmes Tragegefühl. Und überdies sieht dieses Leder, gerade wenn es schon eine Zeitlang getragen wurde, einfach großartig aus.

Bei der Gestaltung mit Hirschleder achten wir darauf, den typischen Alpenlook zu vermeiden. Unsere Hosen beispielsweise sollen schließlich auch nach Berlin-Mitte passen. Nach langjähriger Erfahrung allerdings erlauben wir uns mittlerweile Hirschhornknöpfe als klassisches Accessoire. Die gehören da einfach dran.